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Kahn Elisabeth

Schiffstyp: Schlepp- und Ladekahn 
Baujahr: 1907 
Bauwerft: Weseram, 
Brandenburg / Havel  
Länge: 40,00 m 
Breite: 4,60 m 

 

Die „Elisabeth“ war ursprünglich ein speziell konstruierter Ziegeltransportkahn mit Elektroantrieb, bestimmt für den Steintransport vom Ziegeleigebiet Zehdenick nach Berlin. Sie gehörte zu einer Serie von 118 Schiffen, die die 1906 gegründete Ziegeltransport AG Zehdenick/Berlin – eine Tochtergesellschaft der Accumulatoren AG -  im Jahre 1907 auf verschiedenen Werften bauen ließ.  Die Mehrheit auf einer Werft in Kiel, einige bei Cäsar Wollheim in Breslau sowie die „Elisabeth“ und 4 weitere auf einer Werft in Weseram bei Brandenburg an der Havel.

Alle Schiffe waren fast baugleich, einige als Kaffen - die meisten als Stevenkähne gefertigt. Bei einer Länge von 40 m und einer Breite von 4,60 m hatten sie Finowmaß und eine Tragfähigkeit von 188 bis 205 Tonnen.  Alle waren aus Eisen erbaute Flachbodenschiffe mit offenen Laderäumen, aber mit nur 1,80 bis 1,90 m hohen Bordwänden.  Die Ladeböden waren mindestens 0,40 m über dem Schiffsboden angeordnet, um das Laden und Entladen zu erleichtern, denn zu der Zeit war das nur mit Handkarren durch den Schiffer und seiner Frau möglich – einen Matrosen konnten sich die wenigsten Schiffer leisten.

Der Antrieb war 1907 bei allen Schiffen ein 7 PS-Elektromotor – ob Siemens oder AEG ist unklar. Sie führten dazu an Bord 80 Akkumulatoren mit, deren Strom für eine Fahrstrecke von 80 km bei einer Geschwindigkeit von 4 km/h reichte (bei etwa 120 Umdrehungen der Schraube). Die Batterien hatten eine Ladefähigkeit von 660 Amperestunden und benötigten etwa 6 Stunden zum Aufladen in Zehdenick oder Berlin. Der Stromverbrauch betrug beladen Richtung Berlin etwa 80 bis 90 Kilowattstunden, leer auf der Rückfahrt 60 bis 70. Der Strom in Zehdenick war sehr billig und betrug 4 Pfennig je Kilowattstunde, da er von einem Wasserkraftwerk bezogen wurde. In Berlin wurden 10 Pfennige bezahlt.

Die untersetzten, schnelllaufenden Gleichstrommotore hatten, vermutlich dem Wellengang entsprechend, ein an- und abschwellendes typisches Elektromotorengeräusch. Die Schiffe hatten eine vierflügelige Schraube von 915 mm Durchmesser, die bei leerem Schiff etwa ein Drittel aus dem Wasser ragte.

Nach dem ersten Weltkrieg wurde ein Teil der Schiffe verkauft, darunter die von Cäsar Wollheim und die in Weseram gebauten. Bei einer Reihe von Schiffen wurde der Elekroantrieb entfernt und  u.a. durch Rohölmotore von 8 -15 PS,  Dieselmotore von 25 PS oder auch dieselelektrische Motore mit Hilfsakkus von 10 PS ersetzt.

Über die „Elisabeth“ ist folgendes bekannt: Auch sie wurde verkauft und hatte nacheinander mehrere Besitzer, z.B. Herbert Schmidt aus Linum und einen Herrn Schulz. Von Letzerem kaufte Herr Wildberg Senior aus Oranienburg die „Elisabeth“ und betrieb sie nach 1945 mit einem Ford-T-Motor, der etwa 1981 ausgebaut wurde.

Als Schlepp- und Lagerkahn benutzt, war sie im Besitz von Werner Widberg,  bis sie 1991, zusammen mit dem Stoßboot „Fritz“,  auf die Berlin-Brandenburgische Schifffahrtsgesellschaft im Historischen Hafen Berlin, übertragen wurde.

Bekannte Klassifizierungs-Nummern waren 10 B 28-628 A  und 10 B 23-682.

(Text: Manfred Masser)

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